Licht für alle?!
Am 01./02.02. feiern wir das Fest der Darstellung des Herrn, Simeon preist Jesus als ein Licht für die Heiden und für das gläubige Volk Israel - also ein Licht wirklich für ALLE? Heute in unserer Gesellschaft? Hat Jesus diese Leuchtkraft...?
Da ich in Wertach wieder mit den Erstkommunionkindern Gottesdienst feiern darf, gibt es natürlich eine freie Kinderpredigt. Und Sonntag bin ich in Mittelberg. Dafür habe ich mir dieses Mal nur diese Stichworte gemacht, also mal nicht ausformuliert:
Leselampe
Habe mir gerade eine neue Leselampe geleistet: Licht ist wichtig! Wir brauchen gutes Licht, ausreichend Licht. Licht ist nicht nur für unser Wohlbefinden wichtig, sondern ohne Licht tappen wir buchstäblich im Dunkel…
Nächtliche Komplet
Wenn wir uns abends schlafen legen, vertrauen wir uns dem Dunkel der Nacht an. Seit alter Zeit hat die Kirche dabei in ihrem Nachtgebet, der Komplet, Tag für Tag wiederholt, was wir eben gehört haben: „Meine Augen haben das Heil gesehen, ein Licht für die Heiden und für Dein Volk Israel…“ So hat es der greise Simeon gebetet…
Simeons Erwartung
Wie hat er sich den Messias vorgestellt? Er ist „Pilger der Hoffnung“!!!
Haus Simeon in Kempten 2024 eröffnet
Priester sollen sich am Abend ihres Lebens mit Simeon ausrichten auf dieses Licht. Aber: Was ist das Besondere an diesem Licht???
Ein Licht mit universaler Leuchtkraft: Anspruch? Zumutung? Zusage?!
Lukas: Simeons Lobpreis des Licht sowohl für die Heiden als auch für Israel…!
Johannes: Prolog: „Das wahre Licht, das JEDEN Menschen erleuchtet, kam in die Welt
Jesus: „Ich bin das Licht der Welt…“
Und wir?
Halten wir diesen Anspruch universaler Leuchtkraft für übertrieben? Oder gar für gefährlich, weil sich andere vereinnahmt fühlen könnten?
Oder sind wir schlicht dankbar, beglückt, beschenkt, berührt von diesem Licht, das immer in uns und durch uns leuchten will: So können und dürfen wir in diesem Heiligen Jahr wahrlich „Pilger der Hoffnung“ sein, Lichtgestalten für diese Welt.
Als Realisten hoffen?
Predigt am 25./26.01.25 in Mittelberg und Schwarzenberg
Sind Sie Realist? Oder sind Sie Optimist? Als Christinnen und Christen wollen wir beides sein: Wir wollen die Welt möglichst real sehen mit Licht und Schatten, wir dürfen uns an dem vielen Schönen freuen, müssen aber auch den Schmerz aushalten angesichts der Not und des Leids vieler Menschen und Kreaturen. Gleichzeitig wollen wir optimistische Hoffnungsträger sein – zumal in diesem Heiligen Jahr, das wir als „Pilger der Hoffnung“ durchschreiten wollen. Denn wir wissen um den, der gekommen ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, dessen Antwort auf jegliches Unheil Heil bedeutet und in dessen Person das Heil angebrochen ist hier und heute. Wir sind also beides: Realisten und Hoffnungsträger – aus gutem Grund…
Wie leicht könnten wir in eine gefährliche Einseitigkeit abrutschen: Weil wir doch an Gott und an die Macht Gottes glauben, malen wir die Welt rosarot. Wir brauchen uns mit all der Not und dem Elend nicht weiter beschäftigen. Schließlich beten wir und wir vertrauen, dass Gott alles gut machen wird. Wie leicht merken wir gar nicht, dass wir an Realitätsverlust leiden, dass wir uns in der guten Absicht, aus der Kraft des Glaubens zu leben, der Wirklichkeit verweigern, d.h. konkret der Not der Mitmenschen verschließen oder sogar wegschauen, wenn es um die eigenen Lebensnöte geht… Die andere Einseitigkeit wäre, dass wir an den Herausforderungen unserer Zeit letztlich verzweifeln, dass wir resignieren und den Glauben an das Gute im Menschen verlieren, dass wir uns eine gute Zukunft für uns und für diesen Planten gar nicht mehr vorstellen können. Das Gerede von der Liebe Gottes zu allen Menschen können wir nicht mehr hören... Gott kann uns doch nicht helfen…
Es ist gar nicht so einfach, in der Balance zu bleiben und aus gutem Grund beides zu sein und beides zu bleiben: Realist und Optimist! Oder anders gesagt: Dass wir die Lebenswirklichkeit ebenso bejahen wie die Glaubenswirklichkeit, dass wir diese unsere Welt ernst nehmen einerseits und andererseits Gott in ihr Raum geben, also der Hoffnung und der Zukunft Raum geben!
Am heutigen Sonntag locken uns zwei Schriftstellen in eine Versammlung von Menschen, die das Wort Gottes hören als eine Frohe Botschaft. Esra steht auf dem Platz vor dem Wassertor auf einer Kanzel aus Holz und liest dem versammelten Volk aus dem Wort Gottes vor (Neh 8). Die Leute nehmen sich Zeit, den Erklärungen zu lauschen, mit denen der Priester Esra das Wort Gottes auslegt. Die Leute sind sehr betroffen. Sie weinen. Sie sind Realisten, sie sehen den Nöten ihrer Zeit ins Gesicht. Das lässt sie nicht unberührt. Doch Esra verkündet das Wort Gottes als Frohe Botschaft, die Grund zur Hoffnung gibt. „Seid nicht traurig und weint nicht! Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke,“ ruft Esra den Menschen zu.
Ähnliches berichtet uns der Evangelist Lukas aus der Synagoge in Nazareth (Lk 4,14-21). Dort in seiner Heimat nimmt Jesus wie gewohnt am Gottesdienst teil. An diesem Sabbat aber soll er nun selber das Wort Gottes verkünden und auslegen. Er liest einen Abschnitt vor aus dem Propheten Jesaja, in dem es heißt: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe, damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ Unser Heiliges Jahr geht genau auf dieses „Gnadenjahr des Herrn“ zurück! Jesus legt diese Stelle dann aus als eine Frohe Botschaft, die kurz und knapp so lautet: „Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt.“
Am kommenden Sonntag hören wir in der Fortsetzung des heutigen Evangeliums, dass die Menschen in Nazareth seine Frohe Botschaft nicht verstehen und nicht annehmen können, sie wollen Jesus sogar umbringen – für diese Frohe Botschaft? Oder weil er ein Hochstapler ist, ein Betrüger, ein Gotteslästerer? Wie kann dieser Jesus von sich behaupten, dass er es ist, der den Armen eine Frohe Botschaft bringt, der den Gefangenen die Entlassung verkündet und den Blinden das Augenlicht, der die Zerschlagenen in Freiheit setzt und ein Gnadenjahr des Herrn ausruft? Ist das skandalös? Oder ist es genial? Sensationell? Unfassbar? Überwältigend? Großartig? Liegen hier unsere Rettung und unser Heil? Kann Jesus inmitten dieser verwundeten Welt und bei allen Belastungen meines Lebens dieses Versprechen halten? Wie?
„Heute hat sich dieses Schriftwort erfüllt,“ ist keine Jenseitsvertröstung. Heute will in Jesus unser Heil anbrechen: Den Armen bringt er die Frohe Botschaft, nicht nur den materiell Armen, sondern mir, wenn ich mir meiner Armseligkeit, meiner Bedürftigkeit bewusstwerde, dann kann Jesus mir die Frohe Botschaft bringen, dass unser Gott ganz und gar auf der Seite dieser Armen steht. Den Gefangenen verkündet er die Entlassung, nicht denen, die im Gefängnis sitzen, sondern mir, wenn ich gefangen bin in manchen Ängsten oder manchem Pessimismus, dann kann Jesus mich daraus entlassen, wenn ich jeden Tag neu seinen Ruf höre: „Fürchte Dich nicht!“ Den Blinden schenkt er das Augenlicht, nicht den leiblich Blinden, sondern mir, wenn ich erblindet bin für die Schönheit der Blume, für den Reichtum der Schöpfung, für den liebevollen Blick meines Gegenübers. Die Zerschlagenen setzt er in Freiheit, wenn ich deprimiert bin oder verbittert, einsam oder unverstanden, dann kann Jesus mich in eine neue Freiheit führen, mein Leben mutig zu gestalten, mich den Herausforderungen zu stellen und trotz allem „Pilger der Hoffnung“ zu sein…
Wie gut, dass wir unseren Jesus immer neu spüren und entdecken dürfen als den, der in meine Armut und Blindheit, in mein Gefangensein und Gefesseltsein neues Leben bringen kann. Das macht mich nicht abgehoben über die Realität, aber das gibt mir Grund genug, wirklich beides sein zu dürfen: Realist und Optimist, jemand, die oder der die Lebenswirklichkeit bejaht mit all ihren Licht- und Schattenseiten und gleichzeitig ein Hoffnungsträger ist, weil Jesus da ist und mir nah ist und weil in ihm mein Heil beginnt: Heute und morgen und übermorgen, jeden Tag neu. Ja: Im Glauben sind wir Realisten – und dürfen Pilger der Hoffnung sein! Amen.
Am Wunder mitwirken
Predigt am 18./19.01.24 in Maria Rain, Wertach und Oy
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ (Joh 2,7) Mehr hat Jesus nicht zu sagen auf der Hochzeit zu Kana? Warum lässt er erst einmal die Diener schwitzen bei der harten Arbeit, sechs Krüge mit jeweils 100 Liter Wasser zu füllen?
Oder anders gefragt: Wozu ist unser Glaube eigentlich gut? Kann Gott Wunder bewirken? Oder kann er es nicht? Hilft mir Gott in der Not nur dann und immer dann, wenn ich „richtig“ glaube? Und bete? Was kann und muss ich tun, damit Gott mir hilft?
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Unser Problem heute besteht weniger darin, dass unser Weinvorrat erschöpft sei. Unser Problem besteht doch vielmehr darin, dass unsere Welt immer unruhiger, friedloser und unsicherer wird, und dass wir uns fragen: Wer oder was kann uns helfen? Und gläubige Menschen fragen natürlich: Kann Gott uns da helfen?
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Das heutige Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11) ist für mich wie eine Art Hintergrundfolie, die uns helfen kann, in unseren gegenwärtigen persönlichen wie gemeinsamen Problemen den guten Weg zu gehen. Wie eine Hintergrundfolie ist es für mich, weil dieser biblische Wunderbericht nicht irgendeiner ist, sondern weil er im Johannesevangelium im Anschluss an die Weihnachtsbotschaft und die Berufung der ersten Jünger vom allerersten Auftreten Jesu berichtet. Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana ist gleichsam die Ouvertüre zum ganzen Evangelium. Wenn wir gut betrachten, wie Jesu sich auf dieser Hochzeit zu Kana verhält, was er tut und was er nicht tut, wie er die Menschen wahrnimmt und ernst nimmt und sie in sein Wirken einbindet, dann haben wir etwas für den Glauben Grundlegendes verstanden. Darum nenne ich es eine Hintergrundfolie. Auf dem Hintergrund dieses Evangeliums erschließt sich uns das Wirken Jesu – damals und heute. Auf dem Hintergrund dieses Evangeliums können uns tiefgreifende Missverständnisse im Glauben erspart bleiben…
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Zunächst fällt auf: Jesus steht gar nicht im Mittelpunkt dieser Hochzeit. Unter den Gästen wird zuerst seine Mutter Maria genannt. Dann berichtet Johannes, dass „auch Jesus und seine Jünger zur Hochzeit eingeladen“ waren. Auch Jesus. Er steht überhaupt nicht im Mittelpunkt. Als ihn Maria irgendwann bei der damals 7-tägigen Hochzeitsfeier auf eine Peinlichkeit hinweist, die eigentlich eine echte Not bedeutete, nämlich die, dass der Weinvorrat erschöpft war und damit die Hochzeitsfeier zu platzen drohte, in dem Moment geht Maria entschlossen zu auf ihren Sohn und bittet ihn um seine Hilfe. Zu diesem eigenartigen Gespräch zwischen Maria und Jesus wäre einiges zu sagen… Aber mir kommt es heute auf einen anderen Aspekt des Evangeliums an.
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Jesus zögert kurz und zeigt sich dann aber bereit, zu helfen und die Not zu lindern. Was das Maß seiner Hilfsbereitschaft betrifft, konkret die Menge des zu beschaffenden Weines, ist Jesus nicht zimperlich. Im Gegenteil. Er will den Brautleuten eine solche Menge besten Weines schenken, dass die Hochzeit noch laaange fortgesetzt werden könnte... Darum nutzt er die sechs Steinkrüge, die dastanden, und die für den Reinigungsritus entsprechend groß waren: Jeder fasste 100 Liter. Für ein Vollbad brauchen wir ungefähr 150 Liter Wasser, also beinhalten diese sechs Krüge die Wassermenge von vier gefüllten Badewannen. Mit einer solchen Menge Wein kann man lange Hochzeit feiern…
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Jetzt kommt was Wichtiges: Jesus hätte mit dem Finger schnipsen können und die sechs Krüge wären voll Wein gewesen. Das wäre doch ein echtes Wunder gewesen! Cool! Jesus hätte seine Wundermacht so vor allen Hochzeitsgästen überdeutlich dokumentieren können. Macht er aber nicht. Will er auch nicht. Was will er dann? Er will deutlich machen: Wir haben hier ein Problem. Ich habe es wahrgenommen und erkannt. Ich helfe Euch. Aber nicht einfach so. Ihr müsst zuerst einmal selber aktiv werden. Ihr müsst das selber tun, was euch zu tun möglich ist!! Ihr müsst Euch dabei auch anstrengen. Erst wenn Ihr alles getan habt, was zur Problemlösung beiträgt, erst dann will ich das, was ihr gut gemacht habt, sehr gut machen, erst dann will ich eure Mühe krönen…
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Dieser Auftrag an die Diener war eine Zumutung, denn die sind gelaufen und gesprungen, bis sie mit ihren kleinen Handkrügen die 600 Liter Wasser herbeigeschafft hatten. Dabei kamen sie ganz schön ins Schwitzen. In dieser gewissen Zumutung liegt aber auch das Zutrauen, dass Jesus die Diener ernst nimmt, sie nicht einfach zu Zuschauern seines Wunders macht, sondern zu Mitarbeitern, zu Mitwirkenden. Und die Diener nehmen diesen Auftrag Jesu an! Sie übernehmen Mitverantwortung bei der Linderung der Not! Sie fragen nicht: „Wozu denn so viel Wasser?“, sondern sie packen entschlossen an… Jetzt kann Jesus das Weinwunder wirken, ja erst jetzt krönt Jesus die Mühe der Diener und: Er wandelt das Wasser in Wein!
„Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Ob in den vielen Fragen unserer gegenwärtigen Welt und Zeit oder in unseren persönlichen Lebensnöten: Im Glauben dürfen wir vertrauen, dass Gott uns helfen will. Ja! Es wäre aber ein Missverständnis, wenn wir uns deshalb zurücklehnen und meinen, wir müssten nur kräftig beten und könnten dann unsere Verantwortung an Gott delegieren… Nein. Jesus braucht Dich und mich als Mitwirkende. Er traut uns zu, dass wir alles Menschenmögliche zuerst einmal selber tun, um die Not zu lindern! Das kann sehr mühsam sein, das kann Überwindung kosten. Das gute Werk, das wir so begonnen haben, will Gott vollenden! Das ist das Wunderbare, woran wir glauben dürfen und worauf wir vertrauen dürfen. Aber nehmen wir diese Zumutung und dieses Zutrauen Jesu in unser eigenverantwortliches Handeln wahr und nehmen wir diesen Auftrag an, der zugleich unsere Würde ist und der uns dem Wunder Gottes näher bringt: „Füllt die Krüge bis zum Rand!“ Amen.
"Gott sei Dank, ich bin getauft!"
An diesem Sonntag, dem 12.01., feiern wir das Fest der Taufe Jeus. Ich darf mit "meinen" 22 Erstkommunionkindern in Wertach Gottesdienst feiern und werde da eine freie Predigt halten, die ich also hier nicht verschriftlichen kann...
Dabei will ich mit den Kindern nachspüren, was Gott in der Taufe ihnen geschenkt hat und sie anschließend einladen, fünf Statements zur Taufe mit "Gott sei Dank: Ich bin getauft!" zu beantworten. Danach werden die Kinder ihre Taufkerzen, die sie mitgebracht haben, entzünden.
Das Fest der Taufe Jesu kann auch Dich und mich einladen zur Reflexion: Was wäre in meinem Leben anders verlaufen, wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, getauft und im Glauben "sozialisiert" worden zu sein? Die Dankbarkeit für das eigene Getauftsein als anfängliche Initialzündung des Christseins will unser Leben aus dem Glauben heute inspirieren und uns zum aktiven Christsein motivieren...
Pilger der Hoffnung
Da ich am 05./06.01. die Gottesdienste in Wertach und Schwarzenberg auf die Sternsinger abstimme, die ich aussenden darf und dafür die entsprechende Predigtvorlage verwende, hier noch meine Predigt zum Neujahrstag in Mittelberg
Das neue Jahr 2025 ist ein heiliges Jahr, zu dem unser Papst Franziskus die Weltkirche eingeladen hat. In der Heiligen Nacht hatte er in Rom die Heilige Pforte geöffnet und damit das Heilige Jahr eröffnet.
Wie viele Menschen sehen in dieses Jahr 2025 mit großer Sorge im Blick auf den Weltfrieden, vielleicht mit Sorge um die eigene Gesundheit oder um die eigene Familie, vielleicht mit Angst vor Aufgaben oder Ereignissen, die überfordern, wie viele Menschen sehen in dieses Jahr 2025 und wissen nicht, wie sie in äußerster Armut und Entbehrung das erhalten werden, was für ein menschenwürdiges Leben notwendig ist? Und da sollen wir ein Heiliges Jahr feiern und ein Heiliges Jahr erleben…?
Papst Franziskus hatte auch in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft nachdrücklich für den Frieden geworben, für das Schweigen der Waffen, er hatte all die vielen Kriegs- und Krisengebiete unserer Erde namentlich einzeln aufgezählt. Das war ihm wichtig, weil er damit dieses große Anliegen konkretisieren wollte: Es geht nicht um irgendeinen Frieden irgendwo, sondern es geht um unsere Sehnsucht nach Frieden in Freiheit und Gerechtigkeit für ganz konkrete Menschen, für Menschen, mit denen wir im „gemeinsamen Haus“ unserer Erde zusammenleben…
Diese Sehnsucht nach dem Schweigen der Waffen teilen wir sicherlich alle, während wir vielleicht sogar damit einverstanden sind, dass wir in unserem Land mehr Geld in die Rüstungsindustrie investieren als in jede andere. Ist das absurd? Oder unehrlich? Die Waffen sollen schweigen aber auch dort, wo wir im Streit verbale Waffen benutzen und den anderen im Gespräch klein machen oder ihn verletzend ansprechen. Damit könnten wir in diesem neuen Jahr jetzt beginnen und diese Waffen, die wir im Streit einsetzen, zum Schweigen bringen.
Als Pilger der Hoffnung sollen wir durch dieses Heilige Jahr schreiten – obwohl so manches nicht gerade hoffnungsvoll aussieht. Ist das vielleicht nur ein frommer Zuckerguss: Pilger der Hoffnung? Oder ist das ein Programm, eine Grundhaltung, ein Leitgedanke, der zwar nicht alle Probleme lösen, vielleicht aber alle Probleme in ein anderes Licht rücken wird?
Die Liturgie der Kirche schaut heute auf die Mutter Jesu. Sie dürfen wir zu recht als eine Pilgerin der Hoffnung bezeichnen. Trotz der unverständlichen Botschaft des Engels, sie werde ohne zutun eines Mannes schwanger werden, hat Maria gehofft, dass Gottes Wille sich erfüllen wird. Trotz der Skepsis ihres Verlobten hatte Maria gehofft, dass Josef zu ihr stehen wird. Trotz der armseligen Umstände der Geburt hatte Maria gehofft, dass aus ihrem Sohn etwas Großes werden wird. Trotz der Angst vor dem Wahn des Herodes hatte Maria auf der Flucht gehofft, dass sie in ihre Heimat wieder zurückkehren werden. Trotz der Angst um den 12-jährigen, den sie drei Tage suchen musste, hatte Maria gehofft, dass sie ihr Kind unversehrt wiederfinden werde. Trotz der ersten Abweisung ihres Sohnes auf der Hochzeit zu Kana hatte Maria gehofft, dass ihr Sohn den Brautleuten helfen werde. Trotz der intensiven Zuwendung ihres Sohnes zu allen, die das Wort Gottes hören wollten, hatte Maria gehofft, dass der, der sie draußen vor der Tür stehen ließ, ihre Fürsorge annehmen werde. Trotz seines unaussprechlichen Leidens auf dem Kreuzweg und bei der Kreuzigung hatte Maria gehofft, dass ihr Sohn nicht im Tod bleiben werde. Trotz der Verunsicherung der Jünger durch den Tod ihres Meisters hatte Maria gehofft, dass sie im Pfingstsaal die Apostel im gemeinsamen Gebet ermutigen werde.
Ja, diese Maria hatte immer und immer wieder gehofft, sie ist ihren Pilgerweg gegangen im Glauben und im Vertrauen auf einen Gott, den sie angefangen von der Verkündigung durch den Engel bis hin zum bitteren Verbrechertod ihres Sohnes oft genug überhaupt nicht verstehen konnte…
Auch wir werden im neuen Jahr in Situationen kommen, in denen wir Gott nicht verstehen können. Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum unsere Pfarreiengemeinschaft so ist wie sie ist und warum die Zuständigkeiten so verteilt sind, wie sie verteilt sind. Und doch hoffe ich, dass Gott seinen Weg geht mit uns – hier in Mittelberg und darüber hinaus in der Gemeinschaft unserer sechs Pfarreien! Da bin ich gerne mit Ihnen unterwegs als ein Pilger der Hoffnung. Wenn ich auf die bevorstehenden Bundestagswahlen schaue und auf die Aggression, die im Wahlkampf zu erwarten ist, dann möchte ich Pilger der Hoffnung sein. Wenn ich an den Krieg in der Ukraine denke, wenn ich an die Stellung der Frau in der katholischen Kirche denke, wenn ich an den fortschreitenden Klimawandel denke und die Uneinsichtigkeit der Industrienationen, dann möchte ich Pilger der Hoffnung sein.
Lasst uns auf Maria schauen und lasst uns die Einladung annehmen: Ein Heiliges Jahr will dieses Jahr uns werden, indem wir versuchen, immer mehr Pilger der Hoffnung zu werden. Amen.